Biografie
Wolf Biermann wurde am 15. November 1936 in Hamburg geboren. Sein Vater, Dagobert Biermann war ein jüdischer Werftarbeiter, welcher 1943 im KZ Auschwitz ermordet wurde, da er Schiffe der Kriegsmarine sabotiert hatte.
Nach seinem Schulabschluss vom Heinrich Heine Gymnasium in Hamburg siedelte Wolf Biermann 1953 mit nur siebzehn Jahren in die DDR. Von 1955 bis 1957 besuchte er die Humboldt-Universität in Berlin und studierte dort Philosophie und Mathematik. Obwohl er die Abschlussarbeit im Fach Philosophie bestanden hatte, wurde ihm aus politischen Gründen kein Diplom ausgehändigt. Dieses bekam er schliesslich im Jahr 2008 als ihm zudem die Ehrendoktorwürde des Humboldt-Gymnasiums verliehen wurde. Ab 1960 fing Biermann an, Gedichte und Lieder zu schreiben. Biermann selbst sagt, dass ihn Hanns Eisler, den er in dieser Zeit kennengelernt hatte, sehr geprägt hatte. Biermann gründete 1961 das Berliner Arbeiter-Theater, welches jedoch drei Jahre später geschlossen werden musste, da sein Stück Berliner Brautgang, welches vom Mauerbau handelte, verboten wurde. Zudem erhielt er ein Auftrittsverbot, welches für ein Jahr währte. Nach der Veröffentlichung seines Gedichtbandes Die Drahtharfe erhielt er im Dezember 1965 ein totales Auftritts- und Publikationsverbot. Unter anderem wurden ihm Klassenverrat und Obszönität vorgeworfen. Sein Buch Mit Marx- und Engelszungen wurde 1968 in der BRD veröffentlicht. Darin befand sich unter anderem das Gedicht Ermutigung, das im gleichen Jahr auch als Lied veröffentlicht wurde. Wegen seines Auftritts- und Publikationsverbots musste er einige Jahre auf Schallplatten-Veröffentlichungen verzichten, da es ihm ebenfalls verboten war, ein professionelles Tonstudio zu nutzen. Deshalb nahm er die Platte Chausseestrasse 131 in seiner eigenen Wohnung in Berlin mit einem auf der BRD geschmuggelten Tonbandgerät und einem ebenfalls geschmuggelten Mikrofon auf. Obwohl Hintergrundgeräusche von vorbeifahrenden Strassenbahnen auf der Platte zu hören waren, erhielt er etliche Preise unter anderem den Kulturpreis des Landes Berlin. Biermann veröffentlichte weitere Platten in der Bundesrepublick, welche unter der Hand auch in der DDR verbreitet wurden. 1976 gelang es Biermann, durch einen Irrtum der Staatssicherheit, einen Auftritt in der Prenzlauer Nicolaikirche genehmigt zu bekommen. Dieser Irrtum kam zustande, da sein Name mit dem des wöchentlich auftretendem Gemeinde-Kantors verwechselt wurde. Im November 1976 erhielt Biermann eine Reisegenehmigung der DDR für ein Konzert auf einer Gewerkschaftsveranstaltung in Köln. Nach diesem Konzert gab das SED-Politbüro seine Ausbürgerung aus der DDR bekannt. Diese Ausbürgerung war schon im Voraus geplant worden. 6 Tage später strahlte das ARD-Fernsehen das vollständige Konzert aus, wodurch Biermann in der DDR noch bekannter wurde, da ARD auch im Osten empfangen werden konnte. Viele Personen in Ost und West protestierten gegen die Ausbürgerung. Ein offener Brief an die DDR-Führung wurde von zwölf namhaften Schriftstellern aufgelegt. Darin forderten sie die DDR-Führung auf, die Ausbürgerung zurückzunehmen. Im Westen schrieb Biermann weitere Lieder in denen er die DDR kritisierte. Um seinen todkranken Freund Robert Havemann in Ostberlin zu besuchen, bekam er 1982 erstmals eine einmalige Einreisegenehmigung in die DDR. Erst im Dezember 1989, nach dem Fall der Mauer, durfte Biermann für ein Konzert in Leipzig in die DDR einreisen. Dieses Konzert wurde live im Fernsehen beider Deutschlands übertragen. Nach der deutschen Wiedervereinigung erhielt Biermann zahlreiche Preise und Ehrungen. 1998 wurde ihm der Deutsche Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung verliehen. Zudem erhielt er 2006 im Schloss Bellevue in Berlin vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Grosse Bundesverdienstkreuz. |